Situation der Familie Sala nach ihrer Abschiebung nach Kosovo

Am 17.03.2010 wurde Familie Sala nach 21 Jahren der Duldung in Deutschland nach Kosovo abgeschoben. Sieben Tage nach ihrer Abschiebung am 24.03. hatte ein Team des Roma Centers Göttingen e.V. Gelegenheit sie in Pec zu treffen und ihre Situation dort zu dokumentieren. Familie Sala besteht aus Herrn und Frau Sala, die im Alter von 19 und 15 Jahren nach Deutschland gelangt sind und ihren vier in Deutschland geborenen Söhnen im Alter von 2 bis 20 Jahren.

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Haliel (8), Herr Lulzim Sala, Nazmi (20), Lutfi (16), Frau Aishe Sala und Sirdi (2)

Hierbei machte er aber auch deutlich, dass dies nur vorübergehend und nicht dauerhaft möglich sein wird und er eine über die Unterkunft hinausgehende Unterstützung, etwa mit Geld, Lebensmitteln oder Medikamenten, aufgrund seiner eigenen schwierigen Lage nicht leisten kann.

Seitdem befindet sich die Familie im Haus von Herrn Jemal, 13 Personen in drei Zimmern, ohne fließendes Wasser oder Heizung. Es ist in diesen Zimmern zu dieser Jahreszeit noch empfindlich kalt. Zum Kochen oder Waschen muss Feuer aus Holz oder Plastikmüll in einem kleinen Herd angezündet werden. Einen Hahn für kaltes Wasser und eine Toilette ohne Spülung gibt es draußen, außerhalb des Hauses. Das Wasser riecht und schmeckt nicht sauber. Unabgekocht verursacht es Durchfall. Strom gibt es nur in einem der Zimmer, der Strom fällt oft aus, einen Kühlschrank gibt es nicht. Einige Lebensmittel verderben hier deshalb schnell. Da Herr Jemal momentan arbeitslos ist, gibt es meistens nur altes Brot mit warmem Wasser zu essen, seine Kinder sind alle krank, haben Atemprobleme. Auch einige Söhne der Familie Sala klagen mittlerweile über ähnliche Beschwerden.

Besonders schwerwiegend ist das Problem der Versorgung der Familie mit Medikamenten. Frau Aishe Sala ist seit der Ermordung ihrer Cousine im Kosovo traumatisiert und befindet sich seit sieben Jahren in psychiatrischer Behandlung. Um in einem psychisch stabilen Zustand zu bleiben braucht sie alle 14 Tage eine Depotinjektion. Das Medikament auf das Frau Sala eingestellt ist, ist aber in Kosovo nicht zu beschaffen. Auch das Insulin für den diabeteserkrankten 16-jährigen Sohn Lutfi ist für die Familie schwer zu besorgen und muss aus eigener Tasche bezahlt werden. Die Nadeln der Spritzen die man hier bekommt sind unnötig groß. Daher hat Lutfi seit sieben Tagen schon kein Insulin bekommen. Seine Familie hat Angst um sein Leben. Alleine der Besuch beim Arzt kostet zwischen 20 bis 30 Euro und Diskriminierungen von Seiten der Ärzte und Behörden im Kosovo gegenüber Roma kommen vor und wurden auch von Familie Sala schon erlebt.

Die weit verbreitete Diskriminierung von Roma erschwert auch das Finden von Arbeit für Angehörige dieser Minderheit. Herr Sala konnte noch keine Arbeit finden und sieht sich daher außer Stande seine Familie mit den nötigen Lebensmitteln und Medikamenten zu versorgen. Eine Krankenversicherung oder Unterstützung für Arbeitslose bekommen sie hier nicht. In Deutschland hatte Herr Sala eine unbefristete Arbeitsstelle, zu der er auch wieder zurückkehren könnte, wenn er wieder nach Deutschland einreisen dürfte. Auch der älteste Sohn Nazmi (20) hatte Arbeit in Deutschland. Hier in Kosovo aber sind Roma bei weiten Teilen der Bevölkerung nicht willkommen. Nazmi Sala wurde auf der Straße bereits bedroht und zum Gehen aufgefordert. Die Familie traut sich daher kaum aus dem Haus. Eine der Töchter von Herrn Jemal besucht die Schule, wird dort aber fast täglich von den anderen Kindern aufgrund ihrer Minderheitenzugehörigkeit gekränkt und geschlagen. Der 8-jährige Sohn von Herrn Sala, Haliel, kann hier in Kosovo nicht zur Schule gehen, da er nur Romanes und Deutsch sprechen kann. In Deutschland war er ein guter Schüler und hatte viele Freunde. Hier in Kosovo ist er wie seine Brüder isoliert und ohne Perspektive. Die Familie Sala empfindet ihre Zukunft durch die Abschiebung als zerstört, ihre einzige Hoffnung ist es bald wieder nach Deutschland zurückkehren zu können.

Trip X from © R O M A D N E S Production on Vimeo.

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In einem der Räume steht dieser kleine Herd. Er dient zum Kochen und zum
erhitzen von Wasser zum Waschen. In den anderen Räumen des Hauses gibt
es gar keine Möglichkeit zu heizen. Wenn kein Brennholz vorhanden ist muss
Plastikmüll verbrannt werden.
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Der Wasserhahn außerhalb des Hauses. Das Wasser hier hat keine saubere
Qualität und verursacht unabgekocht Durchfall.

 

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Die Familie von Herrn Jemal an der Haustür. Das kleine, notdürftig renovierte
Haus ist nicht für die dauerhafte Unterbringung von 13 Personen geeignet.

 

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In der Nachbarschaft leben Roma auch in Holzhütten oder zerstörten Häusern
wie diesem, ohne Wasser, Heizung und Strom. Ein Schicksal, das auch Familie
Sala befürchtet, wenn sie demnächst das Haus von Herrn Jemal verlassen muss

 

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