Segregation, Exklusion und offener Rassismus: Roma in der Corona-Krise. Teil 2
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Segregation, Exklusion und offener Rassismus: Roma in der Corona-Krise. Teil 2
In einem ersten Artikel haben wir bereits über die Situation von Roma angesichts der Corona-Krise berichtet. Es folgt nun der zweite Teil mit Nachrichten aus Bulgarien, Kosovo, Bosnien, Albanien und Nordmazedonien.
Wie wir berichtet haben, wurden in Bulgarien in diversen Orten die Roma-Viertel isoliert, da Roma verdächtigt werden, das Corona-Virus zu verbreiten. Auf Initiative des bulgarischen EU-Abgeordneten Dschambaski, der nicht zum ersten Mal mit Rassismus gegen Roma auffällig wurde, wurden Kontrollpunkte eingerichtet, die die Bewegungsfreiheit der Roma beschränken. Für den Rest der Bevölkerung gelten die Maßnahmen nicht. Das heißt der Abgeordnete der Partei IMRO – Bulgarische Nationale Bewegung nutzt auch die aktuelle Krise, um Politik gegen Roma zu betreiben. Inzwischen hat das EU-Roma-Committee eine Petition gestartet, die bulgarische Europa-Abgeordnete auffordert, sich von den Handlungen ihres Kollegen zu distanzieren.
Weitere Infos zum Rassismus gegen Roma in Bulgarien: Hier und hier.
Ein Politiker einer balkan-ägyptischen Partei im Kosovo hat einen offenen Brief an den Premierminister des Kosovo geschrieben. Darin forderte er ihn auf, Maßnahmen für die Verhinderung einer humanitären Katastrophe zu ergreifen. Da der Premier nicht geantwortet hat, haben NGOs und Politiker der Minderheiten, die Initiative ergriffen. In Kosovo Polje haben sie ein Headquarter eingerichtet, um Lebensmitteln und Hygienematerialien an die Communities zu verteilen und sie über das Virus und wie man die Verbreitung verhindert, zu informieren.
Auch in Bosnien-Herzegowina haben die aktuellen Maßnahmen Auswirkungen auf die Community. In vielen Ländern verdienen Roma ihren Unterhalt mit dem Sammeln von Wertstoffen und dem Verkauf auf lokalen Märkten. Beides ist nun natürlich nicht mehr möglich. Die wesentliche Einkommensquelle fällt weg und da es keine soziale Absicherung gibt, sind die Menschen nun völlig mittellos. Anscheinend sehen die zuständigen Institutionen sich nicht in der Verantwortung, die Menschen zu unterstützen.
Letzte Woche hat die Roma-Community in mehreren albanischen Städten protestiert, da sie nichts mehr zu essen haben. Auch in Albanien gibt es eine Ausgangssperre, die es Roma unmöglich macht, ihren Lebensunterhalt zu verdienen, während die Regierung nichts tut, um den Menschen zu helfen. Protestierende in Elbasan sagten, dass die Gemeinde zwar Lebensmittelpakete ausgegeben habe, aber in einer ungerechten Weise. Sie sagten, sie hätten keine finanzielle Hilfe oder medizinische Unterstützung erhalten. Ähnliche Äußerungen gab es in Vlora. In Korca ginge Roma und Ägypter zum Rathaus um um Brot zu bitten. Vielen bleibt wegen der Unmöglichkeit, Geld zu verdienen, keine andere Wahl.
Wie das European Roma Rights Centre berichtet, sind in Nordmazedonien neun Roma-Musiker, die in einer Gruppe von 200 Personen unterwegs waren, an der Grenze angehalten und unter Quarantäne gestellt worden. Sie sind die ersten Personen, die bei ihrer Rückkehr ins Land in Quarantäne mussten, und die einzigen der Gruppe, die festgehalten wurden, obwohl sie keine Symptome des Covid-19-Virus zeigten.
Laut Gesundheitsminister des Landes sollte eigentlich die gesamte 200köpfige Gruppe in einer Kaserne in Quarantäne, wo sie medizinisch betreut und versorgt würden. Wo die anderen 190 Leute abgeblieben sind, weiß man nicht genau. Eine Ankündigung des Gesundheitsministers deutete darauf hin, dass ihnen die Einreise noch nicht gestattet worden war, während Augenzeugen berichten, dass viele zu Fuß über die Grenze gegangen seien und in Autos einsteigen durften, nachdem sie eine Erklärung unterschrieben hatten, dass sie sich für 14 Tage zu Hause selbst isolieren würden. Es ist nicht klar, warum die einzigen neun Personen, die unter Quarantäne gestellt wurden, Roma sind. Die neun Isolierten veröffentlichten ein Video in den sozialen Medien, aus dem hervorgeht, dass nur sie in Quarantäne mussten und die Bedingungen unhygienisch sind. Es hat sich herausgestellt, dass alle neun negativ auf das Covid-19-Virus getestet wurden. Sie erfuhren von ihren Testergebnissen durch eine öffentliche Bekanntgabe des Bürgermeisters der Gemeinde Demir Kapija auf seiner Facebook-Seite, anstatt persönlich informiert zu werden. Das ERRC ist in Kontakt mit den Musikern und verfolgt den Fall.
NGOs haben nun die Europäische Kommission aufgefordert, dafür zu sorgen, dass die Mitgliedstaaten die Roma-Communities und andere Minderheiten in der Krise nicht diskriminieren. Die Kommission stellt den EU-Staaten 37 Milliarden Euro für die Bekämpfung der Corona-Krise zur Verfügung. Die NGOs schreiben, es sei jetzt unerlässlich, dass marginalisierte und gefährdete Communities, die auf dem ganzen Kontinent unter prekären Bedingungen leben, nicht von den nationalen politischen Maßnahmen zur Eindämmung der Verbreitung des Virus ausgenommen werden.
Solidarische Grüße
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