Schauspielerin wurde Einreise in EU verweigert Die Mazedonierin ist Romni und wollte ihre Schwester in Deutschland besuchen

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Ethnic Profiling: Schauspielerin wurde Einreise in EU verweigert
Adelheid Wölfl
25. Juni 2014, 05:30
Die Mazedonierin ist Romni und wollte ihre Schwester in Deutschland besuchen
“Ich habe mich noch niemals in meinem Leben so gedemütigt gefühlt”,
sagte Emra Kurtischova, nachdem sie von einem Beamten am Flughafen in
Skopje trotz gültigen Flugtickets und biometrischen, also
schengentauglichen Passes wieder heimgeschickt worden war, berichtet die
Plattform Balkan Insight. Kurtischova glaubt, dass sie nicht in die EU
fliegen durfte, weil sie eine Romni ist.
Die Schauspielerin wollte am 19. Juni nach Deutschland fliegen, um ihre
Schwester, die in Konstanz lebt und während ihrer schwierigen
Schwangerschaft Hilfe braucht, zu unterstützen. Das Retourticket war für
zwei Monate danach ausgestellt.
Nicht genügend Geld dabei
Doch am Flughafen in Skopje wurde Kurtischova von dem Beamten nicht zum
Flug durchgelassen. Die Begründung: Die Schauspielerin habe nicht
ausreichend Geld für ihren Aufenthalt in Deutschland bei sich.
Kurtischova hatte 500 Euro und eine Bestätigung bei sich, wonach ihre
Schwester in Konstanz für ihren Aufenthalt aufkommen werde. Laut Balkan
Insight soll sich auf dem Schreiben auch ein Stempel der Stadt Konstanz
befinden. Kurtischovas Flugticket wurde jedoch storniert, und sie musste
ihr Gepäck zurücknehmen und umkehren. “Warum habe ich überhaupt einen
Reisepass, wenn ich nicht ins Ausland reisen darf?”, fragte Kurtischova
laut Balkan Insight.
Die mazedonische Polizeiministerin Gordana Jankuloska wies gegenüber
Balkan Insight jegliche Diskriminierungsvorwürfe zurück. Kurtischova sei
an der Reise gehindert worden, weil sie nicht ausreichend Geld bei sich
gehabt hätte. Im Fall von Deutschland müssten Reisende demnach 43 Euro
pro Tag zur Verfügung haben.
Druck auf Balkanstaaten
Mazedonier, Serben und Montenegriner können seit 2009 ohne Visa in die
Schengenzone reisen. Seit aber die Asylanträge von Mazedoniern und
Serben (vor allem im Winter) in den vergangenen Jahren in einigen
EU-Staaten (etwa in Deutschland, Belgien, Schweden und Frankreich)
gestiegen sind, haben diese Staaten begonnen, Druck auf die
Balkanstaaten auszuüben, damit diese die Asylanträge verhindern, und
haben sogar mit einer Aufhebung der Visafreiheit gedroht. Seitdem gibt
es immer wieder Berichte, dass Roma (etwa in Mazedonien) daran gehindert
werden, in EU-Staaten zu reisen. In Österreich suchen die Südosteuropäer
meist nicht um Asyl an, weil die Verfahren und somit die
Aufenthaltsdauer viel kürzer sind als etwa in Deutschland.
Stempel in Pässen von Roma
Der Südosteuropaexperte der Universität Graz, Robert Pichler, hat den
Umgang mit den Roma genauer erforscht und einen mazedonischen Pass
fotografiert, in den Grenzbeamte bestimmte Kennzeichen machten. “Am
Stempel erkennt man die Striche, die die Grenzbeamten den Romapässen
verpassen, um sie zu stigmatisieren. Mit diesem Zeichen im Pass können
sie das Land nicht mehr verlassen”, so Pichler zum STANDARD.
Der mazedonische Ombudsmann berichtet in seinem jüngsten Bericht über 15
Fälle, bei denen es um ethnische Diskriminierung geht. In acht Fällen
haben die Behörden die Vorschläge des Ombudsmanns wegen ethnischer
Diskriminierung akzeptiert. Typisch seien Beschwerden, wonach Bürgern
“der Roma-Gemeinschaft nicht erlaubt wurde, die Staatsgrenzen zu
übertreten”, so der Bericht des Ombudsmann für das Jahr 2013. Der
Ombudsmann forderte in diesen Fällen Informationen der Grenzpolizei an
und wies auf das Diskriminierungsverbot und das Verbot der Beschränkung
der Bewegungsfreiheit hin.
Generell wird in jüngster Zeit darauf geachtet, dass Reisende aus
Südosteuropa “genügend“ Geld bei sich haben. Wenn man etwa mit dem Bus
aus Südosteuropa Richtung EU-Europa fährt, kommt es vor, dass der
Buschauffeur die Aufgabe übernimmt, zu überprüfen, wie viel Geld man bei
sich hat und ob es zulässig ist, in die Schengenzone zu reisen.
Beschwerde wegen Diskriminierung
Auf Anfrage des STANDARD meinte Kurtischova, sie habe zurzeit nichts
Weiteres zu sagen. Die 28-jährige Schauspielerin überlegt, ob sie wegen
Diskriminierung eine Beschwerde einreicht, und will sich an den
Ombudsmann wenden. Abgesehen davon möchte sie eine Rückerstattung für
ihr Flugticket, sagte sie zu Balkan Insight. (Adelheid Wölfl,
derStandard.at, 24.6.2014)
Quelle: derstandard.at (Letzter Zugriff: 05.07.2014, 21:20)
http://derstandard.at/2000002277340/Ethnic-Profiling-Schauspielerin-wurde-Einreise-in-EU-verweigert?ref=article

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